Angst

Um es vorweg zu nehmen: Es gibt kein Patentrezept gegen die Angst beim Zahnarzt. Ich bin mir aber sicher, dass es Ihnen ein Stück weit hilft und vielleicht sogar Erleichterung verschafft, wenn Sie mehr über die Hintergründe und Wirkprinzipien der Angst beim Zahnarztbesuch erfahren. Beruhigungsspritzen oder Behandlungen in Vollnarkose sollten wirklich nur den Personen vorbehalten sein, die unter wirklichen Panikattacken leiden, denn auch durch diese »Hilfsmittel« wird die Angst nicht wirklich besser.

Die Mundhöhle ist einer der empfindlichsten und sensibelsten Bereiche im menschlichen Körper. Nicht umsonst wird sie in der psychosomatischen Medizin mit der weiblichen Geschlechtshöhle verglichen. Wir erlauben es nur sehr wenigen Menschen in diesen absoluten Intimbereich vorzudringen. Gleichermaßen groß muss deshalb das Vertrauen zu dem Behandler sein.

Besonders problematisch ist zudem, dass sich eine Behandlung in der Mundhöhle jeglicher Kontrolle des Betroffenen entzieht. Man sieht nicht was passiert, sondern spürt nur die Behandlung (hoffentlich nicht als Schmerz, sondern nur als mechanischen Bewegungsdruck). Verständlich, dass unser Kopf, der die Kontrolle behalten möchte, jeden Moment etwas Schlimmes befürchtet, ja geradezu erwartet. Viele haben in ihrer langen Patienten-Karriere unangenehme Erfahrungen gemacht, die der Kopf sofort bei jeder Folgebehandlung wieder reaktiviert und present werden lässt.

Während wir zum Beispiel bei Behandlungen an Händen oder Füßen zuschauen könnten oder gar diese Extremitäten von uns weg strecken können, ist dies beim Kopf schlichtweg unmöglich.

Angst lässt sich nur durch Vertrauen kompensieren oder sogar auflösen. Nur wenn der Betroffene spürt, dass seine schlechten Erwartungen durch eine positive Behandlung widerlegt werden, kann es gelingen das Thema Angst kontinuierlich abzubauen. Auf diesem Wege sage ich all meinen Patienten einmal ein herzliches Dankeschön für Ihr Vertrauen, das Sie mir schenken und geschenkt haben.

Jede Art von Emotion – wie auch die Angst – besitzt einen energetischen Aspekt. Die Angst zieht der Umgebung Energie ab. Der ängstliche Mensch ist kaum mehr in der Lage seine Situation objektiv zu betrachten. Seine Gedanken kreisen nur noch um die Angst. Dies führt oft auch zu dem erschöpften Gefühl nach einem Zahnarztbesuch.

Für den Patient ist es aber wichtig, dass sich die Energie während der Behandlung möglichst in einem harmonischen Bereich bewegt und konstant bleibt. Je weniger Angst mit von der Partie ist, desto harmonischer ist die Energie. Je harmonischer die Energie ist, desto weniger Energie wird der Umgebung und damit natürlich auch den an der Behandlung beteiligten Personen entzogen.

Jeder Zahnarzt behauptet von sich, dass er besonders schonend und vorsichtig arbeitet. Das ist auch sicher richtig. Aber für jeden Menschen – für Behandler wie Patient – ist die Definition „schonend“ eine Andere. Sobald die Behandlung nicht den Wertmaßstäben des Patienten entspricht, wird er die Behandlung als grob oder dramatisch einstufen und diese Erfahrung zur nächsten Behandlung mitnehmen. Dort wird sie entweder wieder bestätigt oder widerlegt. Wird sie bestätigt, lässt sich das innere Bild der Angst nicht verändern und die Angst wächst. Gelingt es aber die vorhandenen Erfahrungen zu widerlegen, kommt es zu einem kontinuierlichen Abbau der Zahnarzt- bzw. genauer gesagt Behandlungsangst.

Viele Menschen wollen aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen gar nicht mehr wissen, was der Zahnarzt bei der Behandlung genau macht. Sie wollen einfach nur schnell wieder aus diesem Stuhl raus.

Meine Erfahrung ist, dass die ruhige und genaue Erklärung der notwendigen Behandlungsschritte und die zu erwartenden Geräusche oder Empfindungen bei dem jeweiligen Behandlungsschritt dabei helfen die Situation besser einschätzen zu können.

Es ist vergleichbar mit der Flugangst. Die meisten Menschen mit Flugangst haben vor allem deshalb Angst, weil ihr Kopf die unterschiedlichen fremden Geräusche und Bewegungen des Flugzeugs nicht einschätzen kann und deshalb seine eigene „Einschätzung“ vornimmt.

Es fehlt der Bezug und so konstruiert sich das Gehirn eine Erklärung. Naheliegend ist dabei die Angst das Flugzeug könne abstürzen. Kann das Gehirn aber die Geräusche zuordnen, so lässt sich die Angst meist gut vermeiden.

Für mich gehören deshalb so einfache Dinge wie die genaue Einhaltung der Termine, keine Wartezeiten (außer bei unvorhersehbaren Notfällen), die exakte Auswahl eines möglichst kleinen aber doch passenden Abdrucklöffels genauso dazu wie Behandlungen in kleinen überschaubaren Therapieeinheiten. Durch spezielle Injektionstechniken läßt sich die Angst noch weiter reduzieren.